· 

Für Vögel, Igel & Co: Nachmachen, bitte!

Das neue Jahr ist nicht mehr ganz neu, aber noch frisch genug, ein paar gute Vorsätze zu fassen. Keine Sorge – die drei, die ich hier empfehlen möchte, gehören nicht zu der Sorte, die Euch fitter, schlanker oder gesünder machen sollen. Ihr könnt damit vielmehr der Natur was Gutes tun, ohne viel Aufwand, im eigenen Haus oder Garten. Es geht um Vögel, Igel und die heimische Insekten- und Pflanzenvielfalt.

Mein Job als NABU-Vorstandsfrau bringt es mit sich, dass ich regelmäßig Medienberichte zum Thema Naturschutz lese. Viele Meldungen stimmen, wie zu erwarten, nicht so richtig fröhlich, aber es gibt auch immer wieder solche, bei denen ich spontan denke: Super, so muss das! Tolles Projekt, kluge Entscheidung, nachmachen, bitte!

Zerbrochene Fensterscheibe eines Wintergartens mit weißem Greifvogel-Aufkleber
Der Aufkleber ist unversehrt, die Scheibe aber kaputt. Und der Vogel, der dagegenflog, vermutlich tot. @ M.Putze/NABU

Ich habe für solche Meldungen eine digitale Sammelbox eingerichtet, damit ich sie bei Gelegenheit weiterverbreiten kann, zum Beispiel hier. Zu meinen Favoriten aus dem vergangenen Jahr gehört diese über eine Erfindung aus Dresden. Ich möchte sie allen ans Herz legen, die ihre Wintergärten oder Panoramascheiben immer noch mit Greifvogelsilhouetten bekleben, in der Hoffnung, diese hielten Kleinvögel davon ab, gegen das Glas zu prallen. Tun sie nicht, sorry; die Aufkleber sind komplett wirkungslos.

Glasfassade vor Garten, von der Seite gesehen, davor die (illustrierte) Silhouette eines anfliegenden Vogels
Die Mikrostrukturen der neuen Folie erzeugen UV-Kontraste, die nur für Vogelaugen sichtbar sind. @ Fraunhofer FEP

Was dagegen Vogelschlag effektiv verhindert, sind spezielle Glasarten oder Folien zum Aufkleben. Sie sind mit Mustern versehen, die den Durchblick von innen allerdings minimal einschränken. Forscher am Dresdner Fraunhofer-Institut haben jetzt eine Folie entwickelt, die auch für Menschenaugen komplett unsichtbar ist, Vogelaugen jedoch deutlich „Achtung, Hindernis!“ signalisiert.

 

Flächendeckend angewandt, könnten solche Folien bis zu 100 Millionen Vögeln das Leben retten – so viele kommen allein in Deutschland jedes Jahr an Glasfronten um. (Falls Ihr mit der Umrüstung Eurer Fenster noch etwas warten wollt: Selteneres Putzen ist auch eine vorbeugende Maßnahme gegen Vogelschlag.)

Unzählige weitere Tiere, vor allem aber Igel könnten jedes Jahr gerettet werden – würden Hersteller von Gartengeräten einer Empfehlung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung folgen. Die Berliner Experten fordern einen Crashtest für Mähroboter, nachdem sie in Zusammenarbeit mit Igel-Auffangstationen bundesweit 370 Fälle von meist tödlichen Schnittverletzungen durch Gartengeräte dokumentiert hatten. Vor allem nachts werden die Geräte zu Todesfallen; sie dürften mit dazu beigetragen haben, dass die Igel-Populationen in jüngster Zeit dramatisch zurückgegangen sind.

Junger Braunbrust-Igel, von zwei Händen gehalten
Stachliges Fell, aber empfindsame Schnauze: Für Igel sind Mähroboter eine tödliche Gefahr @Norman Schiwora/NABU

Falls Ihr einen Mähroboter habt: Bitte lasst ihn, wenn überhaupt, nur tagsüber laufen, und auch das nur unter Aufsicht. Einige Gemeinden haben bereits ein Nachtfahrverbot für die Geräte erlassen, zuletzt die Stadt Köln. Liebe Naturpark-Kommunen Hanstedt und Salzhausen: Wäre es nicht naheliegend, diesem Beispiel zu folgen?

Natürlich wäre es toll, wenn sich Natur allein mit Bitten und Empfehlungen schützen ließe. Aber oft reicht das eben nicht. Das sieht auch das Schweizer Bundesamt für Umwelt so, das kürzlich ein Verbot gegen Verkauf und Einfuhr 31 invasiver Pflanzen erlassen hat. Unter diesen sind zwei Sträucher, die auch in Deutschland beliebt sind: Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) und Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii). Die eine wird gern als blickdichte Hecke gepflanzt, die andere wegen ihrer Blüten, die einige Falterarten magisch anziehen. Beide Sträucher sind jedoch für die meisten heimischen Insekten- und auch Vogelarten wertlos, beide sind außerdem sehr ausbreitungsfreudig – die Buddleja wuchert vielerorts wertvolle Trockenrasenbiotope zu. Hier in der Nordheide hat vor allem die (für Wildtiere giftige) Lorbeerkirsche viele Fans; mir wird immer das Herz schwer, wenn ich sehe, wie zahlreich sie gerade in Neubaugebieten wächst.

Buddleja mit Tagpfauenauge, Lorbeerkirsche mit Früchten Fotos @ Johannes Steck/NABU, Von Teunie

Ich habe aber die Hoffnung, dass die öden grünen Mauern früher oder später genauso tabu sein werden wie es Schottergärten mittlerweile sind. Wir Naturfreundinnen und -freunde können dazu beitragen, indem wir diese und andere invasive Arten zumindest aus unseren eigenen Gärten verbannen – und bei Gelegenheit immer wieder Aufklärungsarbeit am Gartenzaun zu leisten.

Denn das Schöne an Naturschutz-Vorsätzen ist ja: Sie lassen sich das ganze Jahr über umsetzen, nicht nur zur Hochzeit guter Vorsätze im Januar.      

Kommentar schreiben

Kommentare: 0