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Lasst Bäume wachsen statt sie zu verbrennen! Das hilft Klima und Natur

Vielleicht habt Ihr, wie ich, auch schon mal darüber nachgedacht, Eure Öl- oder Gasheizung mittelfristig auszutauschen – dem Klima zuliebe. Dann ist Euch vermutlich auch eine Holzheizung als klimafreundliche Alternative empfohlen worden. Mit einer auf den ersten Blick einleuchtenden Begründung: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff; Bäume nehmen während ihres Wachstums Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und speichern den Kohlenstoff in ihrer Holzmasse. Die energetische Nutzung von Holz wird in Deutschland daher als klimaneutral eingestuft und von der Bundesregierung sogar subventioniert.

 

Auf den zweiten Blick sieht die Klimabilanz von Holzverbrennung dagegen nicht mehr so günstig aus – und die langfristige Kostenbilanz ebenso wenig.

 

Das belegen ein paar Zahlen – und schlichte Physik.

Holz besteht zu 50 Prozent aus Kohlenstoff; wenn es verbrennt, werden pro Tonne 1,83 Tonnen Kohlendioxid frei. Das ist sogar mehr, als bei Verbrennung der gleichen Menge Kohle oder Gas emittiert werden.

 

Tabelle zeigt Emissionen verschiedener Heizungsarten pro Kilowattstunde
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamts zeigt: Holz produziert beim Verbrennen mehr klimaschädliche Emissionen pro Kilowattstunde als Heizöl oder Erdgas

Das CO2 aus Kaminen, Pelletöfen und mit Holz betriebenen Biomasse-Heizwerken addiert sich zu dem, was spritbetriebene Autos, Flugzeuge, Fabriken, Öl- und Gasheizungen sowie entwässerte Moorböden ausstoßen – in Deutschland insgesamt knapp 600 Millionen Tonnen pro Jahr. Das ist zwar nur noch die Hälfte dessen, was unser Land in den 1990er Jahren an Treibhausgasen emittiert hat, aber natürlich immer noch viel zu viel.

 

Für die Atmosphäre macht es keinen Unterschied, ob sie durch Kohlendioxid aus fossilen oder als „erneuerbar“ deklarierten Quellen aufgeheizt wird. Auch für die Bäume, die das Treibhausgas beim Wachsen umwandeln, ist ein Kohlenstoffatom wie das andere. Im Prinzip sind Bäume sehr effektive Klimaschützer. Noch Anfang der 1990er Jahre haben die deutschen Wälder pro Jahr rund 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu Kohlen- und Sauerstoff verarbeitet. Diese Menge ist seitdem jedoch kontinuierlich gesunken. Und die jüngste Bundeswaldinventur hat ergeben, dass der Wald in Deutschland mittlerweile von einer Kohlenstoffsenke zu einer -quelle geworden ist.

Herbstlich gefärbter Laubwald mit Bäumen verschiedener Größe und Altersklassen
Naturnahe Laubwälder speichern beim Wachsen reichlich Kohlenstoff – nicht nur im Baumholz, sondern auch im Waldboden

Das liegt natürlich vor allem am Klimawandel, der uns in den vergangenen Jahren immer mehr und längere Dürreperioden beschert hat, mit bekannten Folgen: großflächiges Baumsterben, Brände, Massenvermehrung von Borkenkäfern.

Zu diesen Schäden hat aber auch eine Forstwirtschaft beigetragen, die Wälder seit Jahrzehnten vorrangig als Holzproduktionsstätten behandelt. Die Fichten- und Kiefernforste angelegt hat, wo von Natur aus keine Nadelbäume wachsen; die unzerschnittene Wuchsflächen durch ein Netz aus Rückegassen parzelliert hat; die den Waldboden bis heute mit weitverzweigten Grabensystemen entwässert und mit schweren Maschinen verdichtet.

Diese schon unter Normalbedingungen fragilen, durch die Klimaerwärmung zusätzlich gestressten Wälder sollen nun nicht nur als CO2-Senke dienen, sondern auch noch eine wachsende Nachfrage nach Holz decken – als Baustoff und zunehmend auch als Brennstoff.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Holzeinschlag in Deutschland fast verdoppelt, getrieben nicht zuletzt von der Nachfrage nach Energieholz. 2020 wurden in deutschen Kaminen, Heizungen und Kraftwerken etwa 60 Millionen Kubikmeter Holz verbrannt – dreimal so viel wie vor 30 Jahren.

Zwar wird in modernen Biomasse-Heizwerken bislang vor allem Altholz und (zu Pellets verpresster) Sägeabfall verwertet. Und noch kann Deutschland die Nachfrage nach diesem Material aus heimischer Produktion erfüllen. Aber das wird nicht so bleiben.

Zurzeit gibt es in Deutschland über 120 mit Holz betriebene Biomasse-Kraftwerke, etliche weitere sind in Planung – etwa in Chemnitz und Nürnberg. Hamburg und Wilhelmshaven planen, erstmals ganze Kohlekraftwerke auf Holz umzurüsten. Diese Anlagen werden die globale Nachfrage nach Energieholz weiter anheizen. Und über kurz oder lang wird sich Deutschland in die Liste jener Länder einreihen, deren Hunger nach „erneuerbarer“ Energie schon jetzt großflächige Abholzungen in Laubwäldern des Baltikums und des Ostens der USA verursacht.

Abgeholzte und übernutzte Wälder aber binden kein CO2. Und das ist nur eine der Ökosystemleistungen, auf die wir Menschen dringend angewiesen sind: Intakte Wälder speichern Grundwasser, tragen zur Wolkenbildung bei, bieten Lebensraum für Wildtiere – und nicht zuletzt Erholungsräume für uns Menschen. Und all diese Leistungen für Umwelt und Allgemeinwohl haben auch nach Recht und Gesetz Vorrang vor den Interesssen der Holzwirtschaft – das hat das Bundesverfassungsgericht in einem Grundsatzurteil von 1990 festgestellt.

 

Was können wir, müssen wir tun, damit unsere Wälder – und die des gesamten Planeten – mit all ihren lebenserhaltenden Funktionen nicht nur erhalten bleiben, sondern sich wieder regenerieren?

Naturschützer und Waldökologen sagen: Lasst sie in Ruhe. Je ungestörter und natürlicher sich Wälder entwickeln dürfen, desto vitaler sind sie, desto eher widerstehen sie dem Klimawandel – und puffern seine Folgen ab.

Dürre und Brände, wie bei Möglin in Brandenburg, haben den deutschen Wald bereits stark geschädigt. Aber wo er in Ruhe wachsen und vergehen darf, wie im Naturschutzgebiet Bahlburger Bruch, kann er sich wieder regenerieren. Fotos © Felix Grützmacher/NABU, Nele Braas

Deutsche Wälder sind, bis auf wenige Reste, alles andere als naturnah. Und werden das in absehbarer Zeit auch nicht werden. Denn auch wenn es ihnen guttäte – wir können sie nicht komplett „in Ruhe lassen“. Dazu sind wir zu dringend auf Holz angewiesen, das in Zukunft noch wichtiger, wertvoller und auch teurer werden wird: als Baustoff, der klimaschädlichen Beton ersetzt, als Material für langlebige Möbel und Gebrauchsgegenstände. Zum Verheizen ist Holz viel zu schade – und es gibt andere, umweltschonende Möglichkeiten, Wohnungen warm zu halten.

Mein Mann und ich werden unsere Ölheizung mittelfristig durch eine Wärmepumpe ersetzen. Die gibt es mittlerweile auch in groß, mit genügend Kapazität, ganze Wohnviertel zu beheizen.

Das wäre besser fürs Klima, besser für die Wälder – und langfristig auch günstiger für die Wärmeversorgung der Bewohner von Witthöftsfelde Süd.  

Falls Ihr noch mehr über die Klima- und Naturschutzfolgen der Holzverbrennung wissen wollt: Bei NABU-Bundesverband kümmert sich ein eigenes Team um das Thema; es bietet hier und hier  super recherchierte und gut verständliche Infos dazu. 

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