Biodiversität fördern, Flussläufe renaturieren, Wälder windkraftfrei halten!

Wie Bianca Tacke, Michael Klaproth und Jens Köster den Naturschutz in unserer Samtgemeinde voran bringen wollen

Was kann ein Samtgemeindebürgermeister bzw. eine -bürgermeisterin für die Natur tun? Die Antwort ist nicht so einfach, wie wir Naturschützer es uns vielleicht wünschen würden. Denn die Kompetenzen dieses Amts sind begrenzt. So liegt etwa die Betreuung von Schutzgebieten in der Hand des Landkreises; für Straßenbeleuchtung und die Pflege öffentlicher Flächen etwa an Wegrainen sind wiederum meist die einzelnen Mitgliedsgemeinden zuständig.

Bianca Tacke,  Michael Klaproth und Jens Köster sehen dennoch Möglichkeiten, den Schutz von Natur und Artenvielfalt in der Samtgemeinde zu fördern und ihm insgesamt mehr Priorität einzuräumen.

 

Hier zunächst die Punkte, die Bianca Tacke im Gespräch mit dem Vorstand unserer NABU-Gruppe genannt hat:

  • Politik und Verwaltung: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Samtgemeinde ein Naturschutzkonzept entwickelt, analog zum Klimaschutzkonzept. Denn Natur- und Klimaschutz sind nicht immer dasselbe; gerade zum Erhalt der Biodiversität braucht es gezielte, auch kleinräumige Maßnahmen. Ich möchte auf Ebene der Gemeinde Salzhausen eine Dokumentation darüber haben, welche Flächen überhaupt im Gemeindebesitz sind. Damit diese so gepflegt werden, dass die Natur profitiert.“ 
  • Bauen: „Neue Wohngebiete, zumal solche mit Einfamilienhäusern, beanspruchen sehr viel Fläche. Und gehen oft am Bedarf vorbei, denn nachgefragt sind vor allem kleine Wohnungen, etwa für Senioren, die aus zu groß gewordenen Häusern ausziehen, aber in ihrer vertrauten Umgebung bleiben wollen. Die Bebauungspläne der Gemeinde Salzhausen sind dringend überarbeitungsbedürftig; sie verordnen das Bauen von gestern, statt das von morgen zu fördern. Zu viele und zu detaillierte Richtlinien verhindern klima- und naturfreundliche Bauweisen. Wie soll man zum Beispiel ein Gründach anlegen, wenn der Bebauungsplan einen Dachneigungswinkel von mindestens 20 Grad vorschreibt?“

Naturfreundliche Pflege von Gemeindeflächen mit  ehrenamtlichen Helfern – hier auf der Ausgleichsfläche Witthöftsfelde in Salzhausen. Im folgenden Jahr blühten die Heidenelken © J.Romberg

  •  Windkraft: „Bei der Ausweisung von Potenzialflächen sind wir weitgehend an Bundesgesetze und die Vorgaben des Landes gebunden. Aber wir können uns dafür einsetzen, dass der Ausbau so naturverträglich wie möglich erfolgt. Außerdem verschafft der Betrieb der Anlagen unseren Gemeinden Einnahmen, die wir verstärkt in den Schutz von Natur und Artenvielfalt investieren sollten.“ 
  • Rohstoffabbau: „Die Natur in unseren Gemeinden ist schon jetzt stark belastet, nicht zuletzt durch die Auswirkungen des Klimawandels. Und der Ausbau Erneuerbarer Energien wird weiterhin erhebliche Flächen beanspruchen. Unter diesen Bedingungen sollten wir keine Eingriffe erlauben, die langfristige, gravierende Auswirkungen auf Wasserhaushalt und Lebensräume haben können.“
  • Kommunikation: „Als Bürgermeisterin, ob auf Samt- oder Gemeindeebene, verstehe ich mich nicht nur als Verwalterin, sondern auch als Netzwerkerin, die Gemeinsamkeiten auslotet und umsetzt – für die Natur, aber auch für Bildung und Verkehr. Ich möchte den Austausch mit den Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden intensivieren, etwa über den Bau neuer Radwege oder die Möglichkeit, Straßenbeleuchtung umweltfreundlicher zu gestalten. Auch wünsche ich mir eine engere Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen – bei Bildung für Nachhaltige Entwicklung und konkreten Projekten wie der Pflege gemeindeeigener Flächen.

Viele Bürger äußern sich in Gesprächen mit mir begeistert über die Naturvielfalt in unseren Gemeinden, aber nur  wenigen ist bewusst, dass diese Vielfalt nicht mehr so reich ist wie früher. Dieses Bewusstsein versuche ich zu stärken, wo immer es geht. Und nebenher zu vermitteln, dass Natur im öffentlichen Raum nicht immer nur ordentlich und eingehegt sein muss, sondern auch wild und durcheinander sein darf – weil sie so viel lebendiger ist!"


"Wir dürfen den Schutz unserer Lebensgrundlagen nicht vernachlässigen"

Michael Klaproth, Kandidat der CDU für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters von Salzhausen, schreibt auf unseren Offenen Brief:

 

"Vielen Dank für Ihre Nachricht und die Übersendung des offenen Briefes des NABU. Es ist bedauerlich, dass der Verein den Eindruck gewonnen hat, dass der Naturschutz im aktuellen Wahlkampf zu wenig Beachtung findet. (Anmerkung NABU: Das schreibt der "Winsener Anzeiger" in seinem Bericht vom 2.9.24; in unserem Brief selbst steht davon nichts.)

 

Der Naturschutz ist für mich ein zentrales Anliegen, das in allen politischen Diskussionen berücksichtigt werden sollte. Wenn der Eindruck entstanden ist, dass diesem Thema im Wahlkampf zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, nehme ich das ernst und werde mich bemühen, dies zu korrigieren. Es ist wichtig, dass wir den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen nicht vernachlässigen, insbesondere in Zeiten des Klimawandels und des zunehmenden Drucks auf unsere Ökosysteme.

 

Auf meiner Agenda stehen verschiedene Naturschutzthemen, die ich als besonders wichtig erachte. Dazu gehören der Erhalt und die Förderung der Biodiversität in unserer Region, der Schutz wertvoller Naturflächen sowie die Förderung von umweltfreundlicher Landwirtschaft. Darüber hinaus setze ich mich für den Ausbau von grünen Infrastrukturprojekten ein, wie etwa die Schaffung neuer Schutzgebiete und die Renaturierung von Flussläufen. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte ist mir ein wichtiges Anliegen. Dieses gerade in Bezug auf das vom Kreis geplante Regionale Raumordnungsprogramm (RROP), welches unsere Samtgemeinde sehr beeinträchtigen würde.

 

Der Naturschutz ist ein wiederkehrendes Thema in meinen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Viele Menschen in unserer Region sind sich der Bedeutung des Naturschutzes bewusst und wünschen sich, gerade im Hinblick auf die geplanten Windkraftanlagen, konkrete Maßnahmen zum Erhalt unserer natürlichen Umgebung. Diese Anliegen nehme ich sehr ernst und sie fließen in meine politischen Überlegungen und Vorschläge ein."


"Beim Windkraft-Ausbau den Naturschutz im Auge behalten"

Jens Köster, unabhängiger Kandidat, beantwortet unseren Brief wie folgt:

 

"Dank für Ihr Interesse an meiner Kandidatur und den Hinweis auf unsere Verpflichtung zum Schutz unserer Landschaft, der Tier- und Pflanzenwelt sowie unseres natürlichen Lebensraums, der auch nach meiner Einschätzung reich an Naturschätzen ist und den es zu erhalten und auszubauen gebietet.

Zunächst meine Bitte an Sie, welche zugleich ein Angebot zum ständigen Austausch beinhaltet: Seien Sie weiter wachsam und ermahnen Sie weiterhin die Politik, wenn Umwelt- und Naturschutz außer Acht zu geraten droht. Ich bin gespannt und habe ein offenes Ohr für Ihre Ideen.

 

Ich teile die Einschätzung des NABU uneingeschränkt. Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, mich für eine lebenswerte Samtgemeinde auch für künftige Generationen einzusetzen. Insbesondere die Landschaft mit all ihrer Vielfalt spielt in unserer Region eine ganz besondere Rolle. Bereits an dieser Stelle möchte ich aber auf eines hinweisen: Völlig unabhängig von meiner Meinung und meiner persönlichen Einstellung geht es bei dem Amt des Samtgemeindebürgermeisters – vereinfacht dargestellt - in erster Linie darum, die Grundlagen für eine effiziente Verwaltung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zu legen und das Amt fachlich korrekt und parteipolitisch neutral auszuüben. Deshalb geht es bei der Wahl am 08.09.2024 vor allem darum, eine Person zu finden, die eine entsprechende fachliche Eignung für das Amt mitbringt.

Der Samtgemeinderat, dessen Mitglieder als Kommunalpolitiker zuallererst Adressaten Ihres Appells sein sollten, wird am kommenden Sonntag nicht gewählt.

Verschiedene Waldtypen in der Samtgemeinde Salzhausen: Bruchwald, Laubwald, Mischwald, Kiefern-Birkenwald (im Uhrzeigersinn) © J.Romberg/NABU

Auf meiner Agenda habe ich zum Thema Naturschutz insbesondere das Thema „verträgliche Nutzung von Windkraft“. Hierzu habe ich bereits mehrfach ausführlich dargelegt, dass die Ausweisung des Waldgebietes Osterheide zwischen Salzhausen, Garstedt und Toppenstedt als Vorranggebiet Windkraft für mich persönlich nicht vertretbar ist, weil dadurch der Wald als Lebensraum für Tiere zerstört wird und im großen Maßstab Flächen versiegelt werden (Winsener Anzeiger, 17.08.2024). Dieses Thema wird uns in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen und das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz auf der einen Seite und Naturschutz auf der anderen offenbaren.

 

Wenn für die Errichtung von Windkraftanlagen Wälder gerodet und versiegelte Straßen zu den Anlagen durch die Natur geführt werden, dann ist die heimische Fauna und Flora massiv beeinträchtigt. Es wird deshalb herausragend wichtig sein, ein gesundes Maß an Windkraft für den Klimaschutz zu realisieren, ohne gleichzeitig den Naturschutz dabei aus den Augen zu verlieren. Für mich gibt es keinen hochwertigen Wald und minderwertigen Wald. Es gibt nur den Wald, der Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen ist.

 

In den Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern auf meinen Veranstaltungen ist Windkraft stets eines der beherrschenden Themen.  Selbstverständlich diskutiere ich mit Bürgerinnen und Bürgern auf den zahlreichen Veranstaltungen, die ich in den vergangenen Wochen auf meiner Tour durch die Samtgemeinde unternommen habe, in diesem Zusammenhang auch über den Naturschutz.

 

Ich sehe den NABU auch als Interessenvertretung und freue mich auf einen künftigen Austausch, denn es ist nach meiner festen Überzeugung für die Akzeptanz politischer Entscheidungen absolut wichtig, dass diejenigen, die davon betroffen sind, umfassend und frühzeitig informiert werden und Gelegenheit haben, sich in den Prozess einzubringen."

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Kommentare: 3
  • #1

    Elisabeth Kanefendt (Mittwoch, 04 September 2024 20:41)

    Toll das Ihr der NABU die drei Kandidaten angeschrieben und befragt habt. Der WA hat leider nicht dazu beigetragen , neutral zu berichten. Schade !
    Wieviel Macht hat der Samgemeindebürgermeister?
    Nur Herr Köster begrenzt Einflussnahme.
    Frau Tacke hat viele Ideen, aber... bringt sie das Alles auch real in Bewegung? Als Bürgermeisterin passierte was in der Gemeinde?
    Jugendrat! Und...
    Herr Klapproth , so wie Verwaltung wirkt, nicht zuviel sagen...
    Von Allem ein bisschen für den Wähler.
    Ich hätte gern klare Aussagen zu großen Problemen. Position für die Bürger in der Samtgemeinde .

  • #2

    Britta Keller (Donnerstag, 05 September 2024 13:58)

    Danke erst einmal an den NABU für diese und so viele andere Initiativen und Euer unermüdliches Engagement für den Naturschutz.
    Ich möchte hier nur eine kleine Korrektur zu Elisabeths Kommentar anfügen: nicht Jens Köster grenzt die Möglichkeiten der Einflussnahme ein, sondern das Amt des Samtgemeindebürgermeisters bringt dies mit sich. Entscheidend in einer Demokratie sind immer die Mehrheiten in den Räten, wenn es um politische Umsetzungen geht.

  • #3

    Johanna (Freitag, 06 September 2024 09:40)

    Liebe Elisabeth, liebe Britta – danke für Euer Feedback! Euer Hinweis, dass der Samtgemeindebürgermeister zuallererst Chef einer Verwaltung ist, stimmt natürlich. Aber meine Erfahrung (und die meiner NABU-Kollegen) ist, dass das Amt auch erhebliches politisches Gewicht hat. Und zwar weitaus mehr als das des Gemeindebürgermeisters, der ja in erster Linie repräsentative Aufgaben zu erfüllen hat.
    Die legislative Entscheidungsmacht liegt, wie Herr Köster richtig sagt, bei den gewählten Gemeinderäten. Ich habe aber in den paar Dutzend Ratssitzungen, die ich in den vergangenen Jahren von der Zuschauerbank aus mitverfolgt habe, noch nie erlebt, dass der Gemeinderat GEGEN die Empfehlung des Samtgemeindebürgermeisters votiert hätte. Und ich bin überzeugt, dass es einen erheblichen Unterschied ausmacht, ob die Person in diesem Amt den Schutz der Natur als essenzielle Zukunftsaufgabe ansieht oder als lästiges Nischenthema.
    Dass alle drei Kandidat:innen auf Anfrage dem Naturschutz hohe Priorität einräumen, finde ich also erstmal sehr erfreulich :) Wir vom NABU werden genau verfolgen, ob sich dies auch im Alltagsgeschäft niederschlägt.